Was Sie von der Fliegerei als Führungskraft lernen können
In diesem Blogbeitrag erzählt Ihnen unser Mitgründer Sascha Burghaus was Sie aus der Fliegerei für Ihren beruflichen Alltag als Führungskraft lernen können. Sascha Burghaus ist in seiner Freizeit Privatpilot und versucht so oft es geht in der Luft zu sein. Da fühlt er sich besonders wohl. „Das Gefühl zum allerersten Mal alleine im Flugzeug zu sitzen und den Schubhebel nach vorne zu schieben ist unbeschreiblich. Mit jedem weiteren Flug ist in mir der Gedanke gewachsen, dass wir viele spannende Erkenntnisse aus der Fliegerei auf den beruflichen Alltag übertragen können. Welche das sind und was diese für Sie im Führungsalltag bedeuten, möchte ich Ihnen mit diesem Blogbeitrag näher bringen.
Faktor Mensch
Ist Fliegen gefährlich? Jein. Natürlich birgt die Fliegerei verschiedene Risiken aber statistisch gesehen, zählen Flugzeuge zu den sichersten Verkehrsmitteln der Welt. Wenn dann doch mal etwas passiert, ist interessanterweise oft nicht die Technik schuld an Zwischenfällen, sondern menschliches Versagen. Nahezu in 72% der Fälle.
Das war für die hiesigen Luftfahrtverbände dieser Welt Anlass genug, das Fach „Menschliches Leistungsvermögen“ in die Flugausbildung angehender Pilotinnen und Piloten aufzunehmen. Im betrieblichen Alltag sieht es nicht anders aus. Wirklich gute und authentische Führung kann nur gelingen, wenn Sie sich als Führungskraft mit den „human errors“ und „human needs“ auseinandersetzen.
I’M S.A.F.E
Nicht nur die Technik muss vor jedem Flug gewissenhaft anhand von Listen gecheckt werden. Auch der Pilot muss sich von seiner Flugtauglichkeit überzeugen, unter anderem auch um die Wahrscheinlichkeit für vermeidbare Fehler zu verringern. Hierfür hat sich in der Luftfahrt folgendes Schema bewährt:
I – Illness (Bin ich gesund?)
M – Medication (Werde ich von Medikamenten beeinflusst?)
S – Stress (Habe ich Stress oder zeitlichen Druck?)
A – Alcohol (Ist genügend Zeit seit dem letzten Alkoholkonsum verstrichen?)
F – Fatigue (Bin ich ausgeruht? Habe ich genügend geschlafen?)
E – Eating (Habe ich genügend gegessen und getrunken?)
Fliege deinem Flugzeug immer fünf Minuten voraus
Einmal in der Luft ist es schwierig, bei Unregelmäßigkeiten mal eben rechts anzuhalten. Daher wird jede freie Minute im Flug genutzt, um die nächsten Schritte vorzubereiten. Sei es das Eindrehen der nächsten Frequenz im Funkgerät, die Planung des Landeanfluges oder auch das Überprüfen der Flug- und Motorinstrumente. Dadurch gelingt es, möglichst stressfrei das zutun, was wir eigentlich tun wollen: den Flug und den Ausblick genießen.
Im Führungsalltag bedeutet dies, sich bewusst Zeit für die wichtigen, aber nicht unbedingt dringenden Dinge zu nehmen, um Fehlerketten und Stresssituationen vorzubeugen. Sei es das Feedbackgespräch mit Ihrem Mitarbeiter, welches Sie eventuell schon lange vor sich herschieben oder auch ein kurzer persönlicher Plausch mit Kolleginnen und Kollegen an der Kaffeemaschine.
Aviate – Navigate – Communicate
Hier geht es um Prioritäten. Die wichtigste Regel lautet immer: „fly the aircraft!“. Erst wenn die sichere Führung des Flugzeuges sichergestellt ist, kommen die Navigation und die Kommunikation mit den Lotsen dazu. Es bringt uns nichts zu wissen wo wir sind, wenn wir uns geradewegs auf dem Weg in ein großes Unglück befinden.
Daher gilt: die wichtigsten und überlebensrelevanten Dinge immer zuerst erledigen. Für Sie als Führungskraft bedeutet dies, Ihre Prioritäten immer wieder neu zu überdenken und gegebenenfalls anzupassen.
Überlebbare Fehler machen (lassen)
Bei einem meiner ersten Schulungsflüge war ich verwundert, warum mein Fluglehrer so selten eingegriffen hat, obwohl ich mich in meinen Handlungen teilweise überaus unsicher gefühlt habe. Als ich ihn nach dem Flug darauf angesprochen habe, war seine Antwort: „Ich lasse dich überlebbare Fehler machen, damit der Erfahrungskoffer schneller voll als der Glückskoffer leer wird.“ Dieser Satz ist bei mir hängen geblieben, da nur Erfahrungen in Verbindung mit regelmäßiger Selbstreflexion für eine nachhaltige Entwicklung sorgen können. Inbesondere in Bezug auf junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist es wichtig, diese im Unternehmenskontext „überlebbare“ Fehler machen zu lassen.